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Zug um Zug

Hinter dem Pseudonym James Rayburn verbirgt sich der südafrikanische Schriftsteller Roger Smith. In seinem neuen Roman »Sie werden dich finden« erzählt er von einer Whistleblowerin, die vor Ihren Verfolgern nach Thailand flieht, von wo aus sie mit ihrem Vater - ein ehemaliges Masterbrain der Spionagezunft - Zug um Zug zurückschlägt.

Von Thomas Wörtche

 

Sie werden Dich finden

Es gibt Bücher, die zwar in einem konkreten politischen Umfeld spielen, aber dennoch keine Polit-Thriller sind. Sondern, wie im Fall von James Rayburns »Sie werden dich finden« vage gezeichnete politische Konstellationen nutzen, um ganz auf Action und Suspense zu setzen.

Rayburn, ein Pseudonym des Südafrikaners Roger Smith, erzählt von einer "Verräterin", die als Killerin für einen suprageheimen US-amerikanischen Geheimdienst (so geheim, dass er außerhalb der Kontrollroutinen steht) gearbeitet hat, bis sie aus Rache für ihren von diesem eher privatwirtschaftlichen Dienst ermordeten Gatten diese Truppe schädigt. Und weil das nicht sein darf, sind jetzt deren Killer hinter ihr und ihrer kleinen Tochter her. Zuflucht und Hilfe sucht sie bei einem abgehalfterten Mastermind der Branche, der zudem - ohne es zunächst zu wissen - auch noch ihr Vater ist. Ihr Gegenspieler ist ein ekliger, sadistischer Sicherheits-Unternehmer, der seinerseits im Nahkampf mit seiner Gattin liegt.

Dominiert wird der Roman allerdings nicht von der Problematik der ausgelagerten Schmutzarbeit, die sich Demokratien leisten, sondern von der Jagd. Zug und Zug, Gegenzug und Gegengegenzug, wobei die Kombinatorik des Romans so transparent ist, dass der Leser ohne Probleme folgen kann. Das ist schnell und rasant inszeniert, mit relaxtem Zynismus kommentiert, mit exotischen und mondänen Schauplätzen garniert. Und zwischenmenschlich mit einem Schuss Sentimentalität gepolstert.

Ein gekonnt gemachter "internationaler Thriller", der zudem geschickt Figuren aus dem Hintergrund in den Vordergrund schiebt und damit für Überraschungsmomente sorgt. Die Politik dient dabei als Anlass, als Plausibilisierung der Action. Action allerdings, die auch als Mafia-Roman, zum Beispiel, genauso funktionieren würde: Wer kann entkommen, wer überlebt, wer kann zurückschlagen? Rayburn abstrahiert diesen Mechanismus auf seine Grundstruktur.

Und deswegen unterhält das Buch blendend.

 

James Rayburn: Sie werden Dich finden. (The Truth Itself, o.J.). Thriller. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Stuttgart: Tropen / Klett-Cotta, 2017, Klappenbroschur, 399 S., 14.95 Euro (D), eBook 11.99 Euro (D).

 

© Thomas Wörtche, 2017
(Deutschlandfunk Kultur,
12.05.2017
)

 

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