kaliber .38 - krimis im internet

 

 

Schändlich verraten und ermordet!

 

Hunde von Riga Lettland 1992 - das Land versucht sich aus der Sowjetunion zu lösen und gerät an den Rand eines Bürgerkriegs. Der lettische Polizei-Major Karlis Liepa ficht einen einsamen Kampf gegen eine "Verschwörung im Baltikum": Unablässig sammelt er Material, das die Verbindung zwischen den politschen Kreisen, der organisierten Kriminalität und der Polizei dokumentieren und dem Westen die Augen öffnen soll.

Schonen, Schweden. Ein rotes Gummiboot mit zwei Leichen treibt an den Mossby Strand. Die beiden wurden gefoltert und mit einem Schuß ins Herz exekutiert. Wahrscheinlich stammen sie aus Rußland - so jedenfalls ergeben es die pathologischen Befunde.

Kommissar Kurt Wallander bekommt von Stockholm zwei Kollegen an die Seite beordert und muß sich obendrein mit einer Vertreterin des Außenministeriums rumschlagen. Über die internationalen Kanäle werden die beiden Toten schließlich als lettische Schwerverbrecher identifiziert. Der Polizei-Major Liepas reist nach Ystad, um Wallander bei seinen Ermittlungen zu unterstützen. Doch alle Spuren führen zurück nach Riga, und so wird der Fall an die lettischen Behörden übergeben.

Kurz nach seiner Rückkehr wird Karlis Liepas ermordet. Die lettische Polizei vermutet einen Zusammenhang mit seinen Ermittlungen in Ystad und bittet die schwedischen Kollegen um Amtshilfe. Wallander reist nach Riga, knackt die Nuß, legt fiese Russen aufs Kreuz und rettet Freiheit und Gerechtigkeit.

Mankells "Hunde von Riga" ist ein ungewohnt schwacher Roman. Das Buch wimmelt von stilistischen Zickigkeiten: aufrechte Bürger werden "schändlich verraten und ermordet", und der brave Kommissar Wallander "hatte ins finstere Herz der Korruption geschaut". Ach Gottchen! Da schlägt Frau Studienrätin die Hand vor den schröckensweit aufgerissenen Mund.

Auch ist die Handlung schlampig konstruiert: Mankell sattelt seiner drögen Geschichte eine völlig unmotivierte Liebesgeschichte drauf. Und die schlußendliche Auflösung, in der uns Mankell nach einer heftigen Ballerei den Oberfiesling präsentiert - natürlich ein Russe - , hat nichts mit Daramturgie, sondern allenfalls mit Hütchenspielerei zu tun.

Schade - hätte Kurt Wallander wirklich als Sicherheitsbeauftragter in einer Trelleborger Gummifabrik angeheuert, wäre uns diese als "Thriller" getarnte Schnarchpackung erspart geblieben.

 

© j.c.schmidt, 2000

 

Henning Mankell: Hunde von Riga. (Hundarna i Riga, 1992). Thriller.Deutsch von Barbara Sirges und Paul Berf. München: dtv 2000 (Berlin: edition q 1993), 351 S., 18.50 DM

 

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