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Sex in Crime

Wenn Autoren die Hosen runterlassen...

 

Egal, wie realistisch sich ein Krimi gibt - beim Sex regieren meistens die Mythen und Legenden. Wenn Sie nun denken, wir wollten Ihnen hier die kleinen, flirrenden Passagen präsentieren, die uns in schwitzige Erregung versetzen, liegen Sie falsch. Vergessen Sie für einen Augenblick Ihre Hormone. Schenken Sie uns Ihre Aufmerksamkeit, am besten mit beiden Händen auf dem Tisch. Es geht hier schließlich um Erkenntniszuwachs...

Und noch eine kleine Vorbemerkung: Wir tippen die Texte ab - Fehler lasten Sie bitte weder Autor noch Verlag, sondern ausschließlich uns an!

 

Hinein: Von einer beklagenswerte Sitte der Eskimos zu Alaska berichtet Stan Jones. Getreu dem Motto
Ist dem Inuit kein Weib zur Hand,
muss schon mal der Husky ran.

 

Gefrorene Sonne       Evelyn OBrien war (...) ins Büro gekommen und hatte feixend einen zusammengelegten Zettel auf seinen Schreibtisch fallen lassen. Active faltete ihn auf und stöhnte, als er die drei Worte las, die drauf gekritzelt standen: Carnaby - Tierhaltung - Nimiuk.
      Nimiuk war ein Dorf hundert Meilen östlich von Chukchi, wo ein paar der Männer eine seltsame Vorliebe dafür entwickelt hatten, sich mit Hündinnen Befriedigung zu verschaffen. Der Staatsanwalt in Chuckchi und die Trooper versuchten, derartige Fälle unter den Teppich zu kehren oder einfach die Akten verschwinden zu lassen. Aber von Zeit zu Zeit tauchte ein Fall von Tierhaltung auf - diese Bezeichnung hatte sich inzwischen eingebürgert -, der sich nicht unter Verschluss halten ließ, und dann war der Polizeiapparat des großartigen Staates von Alaska verpflichtet, in seiner ganzen Ehrfurcht gebietenden Majestät einzuschreiten. Schließlich galt Sodomie immer noch als ein Verbrechen gegen Frieden und Würde selbigen großartigen Staates von Alaska.
      Active ging in Carnabys Büro und warf dem Leiter der Trooperabteilung den Zettel auf den Tisch. »Nicht ohne eine unterschriebene Anzeige des angeblichen Opfers.«
      Carnaby sah auf. »Sehr komisch. Jetzt setzen Sie sich und halten den Mund.«
      Active setzte sich, aber den Mund hielt er nicht. »Ich bin nicht dran und außerdem kann man diese Geschichten sowieso nicht verfolgen, weil es keine Aussage des Opfers gibt und dann steht das Wort des Verdächtigen gegen das irgendeines Zeugen...«
      Carnaby hob seine große rechte Hand. »Diesmal gibt es ein Videoband.«
      »Was? Der Kerl hat sich selber gefilmt, während er...« Active verstummte, unfähig, Worte zu finden für das, was sich auf dem Videoband befinden musste.
      Carnaby senkte den Blick auf ein Blatt mit handschriftlichen Notizen und nickte. »Während er mit einem dreijährigen weiblichen Malamute namens Jewel, äh, zugange war. Ein Auge blau, eines braun, nach Angaben unseres örtlichen Beamten ein bildhübsches Tier. Aber er hat sich nicht selbst gefilmt, das hat Jewels Besitzer mit einer dieser Überwachungskameras gemacht. So ein Ding, mit dem die Leute neuerdings ihre Babysitter kontrollieren.«
      Active schüttelte den Kopf. »Mein Gott, warum denn? Das ist doch nicht etwa eine Art von, Art von...«
      Carnaby grinste. »Eifersuchtsdrama? Nein, anscheinend ist Marcus Ashashik der Besitzer von Jewel - Sie wissen doch, wer das ist, oder?«
      »Der Hundeschlittenfahrer? Der vor ein paar Jahren das Iditarod gewonnen hat?«
      Carnaby nickte. »Genau der. Der Stolz von Nimiuk. Wie auch immer, anscheinend stammt Jewel von einer langen Reihe legendärer Leithunde ab und verspricht, selbst einer der besten zu werden. Mr. Ashashik macht sich Sorgen, dass sie vielleicht eine, äh, Verletzung erleiden könnte, die es verunmöglicht, diese berühmte Zuchtlinie fortzusetzen.«
      Active schüttelte sich.
      »Exakt«, sagte Carnaby. »Der angebliche Täter, ein gewisser Willie Piqnaraq, weigert sich trotz Mr. Ashashiks, von seinem Tun abzulassen. Und das, obwohl Marcus ihm sogar die Dienste von Jewels Schwester aus dem selben Wurf angeboten hat, die, wie es heißt, ebenso attraktiv ist, aber nicht über Jewels Führungsqualitäten verfügt. Das war anscheinen für Marcus der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er ging zum Computerraum in der Schule von Nimiuk, um sich per Internet eine Überwachungskamera zu bestellen. Und damit hat er uns an den Punkt gebracht, an dem wir jetzt stehen.«
      Carnaby verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich zurück und strahlte Active an. »Ein wasserdichter Fall.«
      »Wozu brauchen Sie mich dann? Klingt so, als hätte der Beamte vor Ort schon fast alles erledigt.«
      »Nicht direkt. Seine Vernehmungs- und Schreibtechnik ist, äh, nicht besonders ausgeprägt, und er hat kein Tonbandgerät, und außerdem hat er noch Urlaub und...«
      »Mit anderen Worten, es ist eine Familienangelegenheit?«
      »Bei dem angeblichen Täter handelt es sich zufällig um seinen Schwiegervater, ja.«
(...)

Stan Jones: Gefrorene Sonne

 

Ein Putzjob in einem Pornokino - wohl nicht Ihr Traumjob. Einzelheiten über die Arbeit und das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer humanoider Männchen verrät uns Jenny Siler:

 

Auf dünnem Eis Einer der ersten Jobs, die ich hatte, nachdem ich von zu Haus weggegangen war, war Kartenverkäuferin im Pleasure Palace, einem Kino in Denver, in dem Filme für Erwachsene gezeigt wurden. Nicht gerade die beste Möglichkeit, sein Geld zu verdienen, aber auch nicht die schlechteste. Ich hatte viele Freistunden während der Arbeitszeit, und die Kunden waren meistens still und genügsam. Wenn der Film vorüber war, musste ich in den Zuschauerraum gehen, um den Abfall einzusammeln und die Sitze abzuwischen. Ich saß auf meinem Hocker in der kleinen Kabine, bis ich den Ton leise werden hörte, und stand dann mit meinem Abfalleimer und meinem Lappen und einer Flasche Ammoniak an der Tür.
      Ich sah mir gerne die Männer an, wenn sie herauskamen, ihren Gesichtsausdruck. Damals war ich noch sehr jung, noch nicht einmal achtzehn, und merkte, wie peinlich meine Gegenwart den Kunden war. Sie schauten mich erst an, dann meine Hand mit der Flasche und wurden plötzlich verlegen und unsicher.
      In dem Kino ging nach der Vorstellung nie das Licht an. Das sei ein Entgegenkommen gegenübert den Kunden, erklärte mein Chef. Eine Maßnahme, die der Fantasie mehr Spielraum ließ. Wer will sich schon umschauen, sagte er öfter, und sehen, dass zehn andere Kerle sich auch einen runterholen? Ich hatte eigentlich Anweisung zu warten, bis alle den Saal verlassen hatten, bevor ich hineinging und sauber machte und den Hauptlichtschalter anknipste.
      Aber ab und zu erwischte ich einen oder zwei Nachzügler. Einer allein war kein Problem. Er schaute dann benommen auf, machte seine Hose zu und schlurfte aus der Tür. Aber wenn es zwei oder mehr Schlusslichter waren, wurde die Situation peinlich. Die Männer räusperten sich, rieben sich die Augen und taten so, als hätten sie geschlafen. Entweder entwickelten sie plötzlich ein lebhaftes Interesse für den Teppichboden oder sie wurden panisch und eilten auf die Projetionswand zu, auf der Suche nach einem Hinterausgang, wo keiner war. Aber nie wurde dabei auch nur eine einzige Silbe gesprochen.

Jenny Siler: Auf dünnem Eis

 

Und ewig lockt das Weib! Die Gefahr, dass dadurch Machtmissbrauch Tür und Tor geöffnet sind, macht Carlo Lucarelli sichtbar:

 

Der trübe Sommer »Gut so, Francesca,«, seufzte De Luca müde und lehnte den Kopf an das Kopfteil des Bettes, »gut so, Francesca. Du weißt wenigstens, wer du bist und was du willst. Ich dagegen weiß überhaupt nichts mehr. Nicht einmal, ob ich morgen noch am Leben bin.« Er schloß die Augen und dachte, daß er so vielleicht würde einschlafen können, aber sie bewegte sich, und das Bettlaken raschelte, sie kroch nah zu ihm heran, so nah, daß er ihren frischen Atem an seinem Ohr spürte.
      »Geh weg, bitte«, murmelte er und drückte den Kopf gegen die Schulter, um nicht dieses ständige Kitzeln zu spüren, das ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte.
      »Ich mach das, was ich will«, sagte die Tedeschina. Sie legte ihm die flache Hand auf die Brust, eine kalte, rauhe Liebkosung, die Hand glitt hinunter zu seinem Bauch, sein Atem beschleunigte sich, er zitterte, als hätte er Fieber.
      »Bitte«, murmelte De Luca mit geschlossenen Augen, »bitte, Francesca, bitte... ich bin schmutzig und müde und verzweifelt, ich habe seit zwei Tagen nichts mehr gegessen und zittere wie Espenlaub... und außerdem gefalle ich dir überhaupt nicht. Warum nur? Warum?«
      »Darum«, sagte sie. Sie nahm seine eine Hand und führte sie zwischen den offenen Knöpfen unter ihre Bluse, dann nahm sie die andere und drückte sie zwischen ihre glatten, jungen Schenkel. De Luca öffnete die Augen und stöhnte leise auf. Er knetete den warmen Stoff ihrer Hose, drehte ihr Gesicht zu seinem und versuchte, sie auf den Mund zu küssen, doch sie entwand sich blitzschnell. Sie drückte ihn aufs Bett, öffnete seine Hose und griff nach ihm, so daß er laut aufstöhnte. Dann streifte sie ihre eigene Hose ab und schleuderte sie mit einem Tritt von sich. Sie setzte sich rittlings auf ihn, und während er noch »Francesca, oh Gott, Francesca« murmelte, begann sie sich schnell auf ihm zu bewegen, starrte mit vorgerecktem Kinn aus ihren kalten, bösen Augen auf ihn herab, starrte ihn unentwegt an.

Carlo Lucarelli: Der trübe Sommer

 

Dass der Todes- und der Sexualtrieb eng zusammenliegen, ist nicht erst seit Freud bekannt. Kristof Krzyszinski, der Held der Romane Jörg Juretzkas, fällt vor Erschöpfung in einen ohnmachtsgleichen Schlaf. Danach spielt sich folgende Szene ab:

 

Fallera       Als ich wieder zu mir kam, waren wir nicht nur munter dabei, sondern, wenn ich sowohl die Tiefe ihres Stöhnens wie die ihrer Wangenröte als auch die Heftigkeit und die Synchronisation von Atem und Bewegung nur kurz in Bertracht zog, schon lange genug, dass ein einfaches Hochgreifen und, wie soll ich sagen, eine gefühlvolle Feinjustierung von Bass und Balance ausreichten, Mona in einem minutenlangen Ausbruch wonnigen Schauderns zu schicken. (Als ich später einmal vorsichtig nachfragte, wie es denn, ähem, dazu gekommen sei, meinte sie, recht trocken, sie habe sich in aller Unschuld zu mir gelegt, nicht ahnend, dass ich im Tiefschlaf anfangen würde, mich hartnäckig an ihrer Kehrseite zu reiben, und dass sie schließlich, nachdem ich schon zweimal 'quer über ihren Rücken' gekommen sei, entschieden habe, beim dritten Mal auch etwas von dem Spaß abkriegen zu wollen. - Es hatte, alles in allem, den Anschein, als ob ich dabei sei, ins Leben zurückzukehren.) Noch während Mona, an mich gepresst, ein kleineres Nachbeben auskostete, drehte ich sie vorsichtig auf den Rücken, um mir selber einen Abgang zu verschaffen, und sie reagierte begeistert. Verdammt, dachte ich, halt dich noch ein bisschen zurück, und du schubst sie noch mal über die Schwelle, und geriet darüber so in Fahrt, dass ich den kühlen Hauch, der zwischendurch über meinen verschwitzten Rücken strich, als geradezu angenehm empfand, und erst nachdem wir uns gemeinsam aufgebäumt und gemeinsam kollabiert waren, ging mir, peripher und keuchend, durch den Kopf, so etwas wie eine Bewegung hinter mir gespürt zu haben, und die Armee der Verdammten kreuzte flüchtig den Pfad meiner Gedanken, bis jemand nicht mehr anders konnte, als in ein verstohlenes »Gnihihihi« auszubrechen. Mona verkrampfte sich unter mir, und ihre Augen wurden weit, und ihre Nägel krallten, doch ich brummte ihr beruhigend ins Ohr, auch als das »Gnihihi« eine zweite Person zu einem halb erstickten »Hua, hua, hua!« ansteckte, woraufhin ein Dritter mehrere blasige »Pfffrf-pfrrr-pfrrr« von sich gab und schließlich eine weibliche Stimme theatralisch aufseufzte und bemerkte, manche Leute dächten aber auch immerfort und überall an nichts anderes als ihre niederen Instinkte und billigen Vergnügungen, selbst während andere am Ende ihrer Kräfte mit dem Tode rängen ... und so weiter...

Jörg Juretzka: Fallera

 

Der Amerikaner Harlan Coben wartet mit einer kritischen Reflexion über das Wesen üppiger Blondinen auf:

 

Schlag auf Schlag       Myron sah sich auf der Tribüne um. In der Loge nebenan saß eine rech üppige Blondine. Sie trug ein enges weißes Oberteil. Und heute, liebe Kinder, lernen wir das Wort Dekolleté. Männer gafften. Myron natürlich nicht. Für so etwas war er viel zu weltgewandt. Als die Blondine sich plötzlich umdrehte, sah sie Myrons Blick. Sie lächelte geziert und winkte ihm kurz zu. Myron winkte zurück. Weiter würde er nicht gehen, aber Mannomann!
      Wie aus dem Nichts saß Win plötzlich neben ihm. »Vertu dich mal nicht, sie meint mich.«
      »Träum weiter.«
      »Frauen finden mich unwiderstehlich«, sagte Win. »Sie haben mich kaum gesehen, schon sind sie scharf auf mich. Es ist ein Fluch, der mich tagtäglich begleitet.«
      »Bitte«, sagte Myron. »Ich habe gerade gegessen.«
      »Neid ist eine so unattraktive Eigenschaft.«
      »Dann stürz dich doch auf sie, du Hengst.«
      Win sah zu ihr hinüber. »Ist nicht mein Typ.«
      »Umwerfende Blondinen sind nicht dein Typ?«
      »Ihr Busen ist zu groß. Außerdem habe ich dazu eine neue Theorie.«
      »Und was besagt die?«
      »Je größer der Busen, desto schlechter der Fick.«
      »Bitte?«
      »Überleg doch mal«, sagte Win. »Gut gebaute Frauen ­ und ich spreche hier vom Mega-Vorbau ­ haben die Angewohnheit, sich zurückzulehnen und sich auf ihre, äh, äußeren Werte zu verlassen. Sie legen sich nicht immer in angemessenem Maße ins Zeug. Was meinst du dazu?«
      Myron schüttelte den Kopf. »Mir fällt so manches dazu ein», sagte Myron, »aber ich glaube, meine erste Reaktion trifft es doch am besten.«
      »Und die wäre?«
      »Du bist ein Schwein.«

Harlan Coben: Schlag auf Schlag

 

Mit dieser philosophischen Theorie hat Harlan Coben die Messlatte ziemlich hoch gehängt. Soweit wir sehen, gelingt es nur einem Autoren, sich dem Thema mit der gleichen geistigen Vielschichtigkeit zu nähern: Dennis Lehane lässt eine seiner Figuren über die Bedeutung der Sexualität ganz allgemeine reflektieren:

 

Regenzauber       »Mensch , Pat (...), darum geht's doch beim Sex! Ums Vergessen! Und komm mir jetzt nicht mit dem ganzen politisch korrekten Gequatsche über spirituelle Vereinigung und Liebe. Sex ist Ficken. Sex heißt, sich in den tierischen Urzustand zurückbegeben. Zurück in die Höhle. Steinzeit. Wir schmatzen, kratzen, beißen und stöhnen wie die Tiere. Und die ganzen Pillen, Ehehelfer, Peitschen und Ketten, mit denen wir's interessanter machen, dienen nur dem einen Zweck: dem Vergessen. Ein regressiver Zustand, der uns um Jahrhunderte zurückversetzt und die Evolution rückgängig macht, das ist Ficken, Pat. Das Vergessen.«

Dennis Lehane: Regenzauber

 

Überhaupt sind Lehanes Romane ein nie versiegender Quell der geistigen Inspiration. Lauschen Sie den folgenden weisen Worten zur christlichen Ethik:

 

      Nach ein paar knappen Anweisungen landeten wir auf einem Parkplatz hinter Saint Regina's College. Regina's war ein katholisches Mädcheninternat in privater Hand, wo die Eltern der Mittelklasse und die frommen Christen ihre Töchter in der Hoffnung verwahrten, sie würden dort vergessen, was Sex ist. Natürlich hatte es den gegenteiligen Effekt; als ich auf dem College war, waren wir manchmal freitagsabends hierher gepilgert und danach übel zugerichtet und ein wenig benommen zurückgekehrt, so stürmisch waren die braven katholischen Mädchen mit ihrem ungezügelten Appetit.

Ebd.

 

"... übel zugerichtet und ein wenig benommen?" - Wenn der Pabst das wüsste!
Von einer ähnlichen Schändung des Fleisches weiß der Kenianer Meja Mwangi zu berichten: Lesen Sie selbst, wie es einer schwarzen Prostituierten erging, als ein Mafia-Mann sie in seinen Wigwam schleppte, und seinen Fleischeslüsten freien Lauf ließ:

 

Die Wilderer       Am Freitag brachte Kuria eine Frau für Ricardo. Sie kam um vier Uhr nachmittags an, eine schöne Frau Anfang zwanzig mit festen, starken Beinen und breiten Hüften. Al Haji hatte eine junge, kraftvolle Frau bestellt, in der Hoffnung, sie würde Ricardo genügend abkühlen, dass er es wieder ein paar Monate aushielt. Ricardo lächelte anerkennend, als Al Haji ihm sagte, dass das Mädchen für ihn war, dann inspizierte er sie ausgiebig, indem er um sie herum ging und dabei beifällig nickte. Schließlich führte er die lächelnde Frau nach oben in sein Zimmer und kam bis zum nächsten Morgen nicht mehr herunter. Er bestellte zwei ausgiebige Portionen Frühstück, ließ sie sich aufs Zimmer servieren und schloss die Tür wieder hinter sich ab.
      Als die junge Frau schließlich runterkam, lief sie mit schleppendem, eierndem Gang, langsam und unsicher, als hätte sie die ganze Nacht ohne Pause den Kung-Fu getanzt. Ihre starken Hüften und Beine schienen kaum noch die Kraft zu haben, sie zu tragen. Sie sah aus, als würde sie sich am liebsten hinlegen und sterben.
      Aus dem Fenster seines Arbeitszimmers beobachtete Al Haji, wie sie zu dem Wagen humpelte (...) Ein unbehaglicher Gedanke schoss Al durch den Kopf. Das war genau das, was seine Frau brauchte, gelegentlich mal so richtig flachgelegt zu werden. Wenn Al es schaffen würde, Tess auch nur einmal im Monat so hart ranzunehmen, wäre sie nicht so eine Nervensäge.

Meja Mwangi: Die Wilderer

 

Was Sie schon immer über das Sexleben irischer Polizisten und Polizistinnen haben wissen wollen, enthüllt - endlich! - der Ketten-Roman Yeats ist tot!. Bitte beachten Sie das bizarre Ambiente, in der sich die folgende Begattunsszene abspielt:

 

Yeats ist tot!       Sie fielen sich in die Arme und küssten sich.
      »Du hast Talent«, raunte sie provozierend.
      »Grainne ... ich meine, Inspector ... ich hatte nicht damit gerechnet ... du bist so schön, Mannomann ... Ich habe ein interessantes Indiz in dem Fall ausgegraben ...«
      »Paschal, das einzige Indiz, das ich heute Abend ausgraben möchte, steckt in deiner Jeans.«
          Er wurde knallrot.
      »Entschuldige, ich bin ein bisschen betrunken«, sagte sie. »Aber ich weiß, was ich tue. Um die Arbeit kümmern wir uns morgen. Heute will ich Spaß. Morgen bei Tageslicht erweist sich das vielleicht als schrecklicher Fehler. Aber jetzt wir ich deine Eier für gebratenen Speck.«
      »Aber Grainne ...«
      »Ich will Spaß, Paschal.«
      »Schön. Damit komm ich klar. Ich will auch Spaß.«
      »Ich meine, richtigen Spaß, Paschal. Hart. Schnell. Schmutzig. Gekonnt.«
      »Schon in Ordnung, Grainne, ich geh nur schnell pinkeln.«
      Paschal Greer kam als neuer Mensch vom Klo. Auf dem Rücksitz des Taxis brachte er Grainne O'Kellys Herz fast zum Stocken, als er ihr mit heißer Fingerspitze federleicht über den Arm und ihre herrlichen Lippen strich. Mit einem Ruck zog er sie in die Arme, schaute ihr mit ruhigen, gierige Liebe fordernden Augen bis auf den Grund ihrer Seele und küsste ihr mit heißem, hungrigem Atem den Nacken.
          Man könnte fast sagen, von jetzt an lief alles ziemlich spielend.
      In Grainnes Wohnung gestaltete es sich ein bisschen primitiv. Als Greer sein Blaulicht herausholte, wurden die beiden Urinstinkte wach. Im rhythmischen Aufflackern des blauen Schimmerns umschlichen sie sich wie zwei brünstige Tiere.
      »Sergeant Greer, Sir?«, flüsterte Grainne samtig.
      »Was?«
      »Ich will dich. Jetzt.«
      »Dann mach.«
      Ihre Finger tasteten sich zu seinem Hosenschlitz.
      »Wow, Paschal, du bist aber ein großer Bursche.«
      »Das ist ... mein ähm ... Schlagstock, Grainne.«
      »Au Scheiße, ’tschuldige ... stimmt ...«
      Er führte ihr die Hand.
      »Das ist mein ... du weißt schon.«
      Ihre Augen weiteten sich und ihre Hand tastete noch einmal prüfend.
      »Oh Paschal.«
      »Oh Grainne.«
      »O ja.«
      »O ja.«
      Sie küssten sich, lange, lustvoll und leidenschaftlich. Greer hatte eine Stange wie ein polnischer Stabhochspringer.
      »Grainne, welche Stellung ist dir am liebsten?«
      »Polizeipräsident«, sagte sie und hob ihn auf den Kaminsims.

Yeats ist tot!, Passage von Charlie O'Neill

 

Eine bestürzend zwanglose Abendgesellschaft skizziert der Algerier Mohammed Moulessehoul alias Yasmina Khadra und prangert so den Verfall der Sitten in seiner Heimat an:

 

Morituri Wir treffen kurz vor Einbruch der Dämmerung bei Madam Fa Lankabout ein. Lino kann es nicht fassen, daß in einem Land, in dem Krieg herrscht, ein solcher Prunk existiert. (...) Madame Fa ist phänomenal. Ihre Maskenbildner haben sich selbst übertroffen. Eingehüllt in ein schmuckdurchwobenes Kleid, sieht sie aus wie eine Fleischwurst in Zellophan. Sie wird dermaßen umworben, daß sie für mich nur ein flüchtiges Lächeln übrig hat.
      Von den läufigen Weibchen in Bann geschlagen, benimmt Lino sich wie ein Schoßhündchen: er wedelt enthusiastisch mit dem Schwanz. Er wirft einen Blick auf das Dekolleté der einen und die Hüften der anderen und schluckt dabei, bis ihm fast der Adamsapfel steckenbleibt.
      »Was für ein Gestüt! Was meinst du, habe ich eine Chance, eines von diesen Pferdchen zu satteln, Kommy? Ich kneife mir meinen Schniedel schon so lange zusammen, daß ich statt seiner bald eine verschrumpelte Essiggurke haben werde.«
      »Du mußt dich nur bedienen. Aber hüte dich vor den schweren Höschen.«
      »Vor was?«
      »Vor den Transvestiten, Idiot.«
      Er zwinkert und gibt ganz ungeniert zu:
      »Ach weißt du, ich bin nicht so anspruchsvoll.«
      Ich versuche, Anissas niedliche Larve in diesem Puzzle der Reize zu sichten. Sie ist unauffindbar. Ein sanfter Zusammenstoß bringt uns mit zwei wunderbaren Kreaturen in Kontakt, die gerade soviel auf dem Körper tragen, um nicht die Sittenpolizei auf den Plan zu rufen. Die Rothaarige windet sich wie eine Made und wirft uns feurige Blicke zu. Die andere ist brünett und schlank und zeigt ganz offen, wonach ihr die Sinne stehen...

Yasmina Khadra: Morituri

 

Dass sich so manch alternder Matador beim Satteln einer Stute in seiner Leistungsfähigkeit überschätzt, zeigt der Österreicher Heinrich Steinfest an. Eine überfällige Abrechnung:

 

Cheng   »Hör genau zu, Robert, du hast hier nichts einzufordern, sei froh, wenn ich ab und zu mit dir ins Bett steige. Das geht in Ordnung, das bin ich dir wirklich schuldig. Aber was ich sonst tue ... ich bitte dich, sei nicht kindisch. Denkst du wirklich, sie seien derart umwerfend, deine bizarren Begattungstechniken, denkst du, unter der phantastischen Kraft deiner Lenden zerbricht mein Wille? Nichts für ungut, Robert, aber hast du denn übersehen, daß dein größenwahnsinniger Geist in einem verwelkten Körper steckt? Und daß ein solcher Egozentriker wie du je imstande war, eine Frau glücklich zu machen, muß bezweifelt werden. Sei mir nicht bös, aber ich finde es ziemlich ekelhaft, wenn du auf mir herumturnst , als wolltest du den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen wiederbegründen. Setz dich doch endlich zur Ruhe, bevor du endgültig zur Karikatur verkommst.«

Heinrich Steinfest: Cheng

 

Mit einem Fahrerjob wurde schon manch' schnelle Mark verdient. Welche Risiken tatsächlich in diesem Beruf stecken, erzählt uns Janet Evanovich, deren Hauptfigur sich mit einem jungen Flegel arabischer Provenienz herumzuschlagen hat:

 

Vier Morde und ein Hochzeitsfest   »Ahmed Fahed?«, fragte ich.
      Zur Bestätigung hoben sich seine Augenbrauen eine Winzigkeit.
      »Ich bin Ihre Fahrerin«
      Er sah mich von oben bis unten an. »Wo ist ihre Waffe?«
      »In meiner Umhängetasche.«
      »Mein Vater hat mir sonst immer einen Leibwächter besorgt. Er hat Angst, dass ich entführt werde.«
      Jetzt war ich an der Reihe, die Augenbrauen zu heben.
      Er zuckte die Schultern. »Wir sind reich. Reiche Leute werden entführt.«
      »In New Jersey wohl kaum.«, sagte ich. »Zu hohe Unkosten. Hotelzimmer, Restaurantrechnungen. Erpressung zahlt sich besser aus.«
      Sein Blick fiel auf meine Brust. »Haben Sie es schon mal mit einem Scheich getrieben?«
      »Wie bitte?«
      »Könnte Ihr Glückstag sein, heute.«
      »Ja, ja. Und sie könnten erschossen werden. Wie alt sind Sie eigentlich?«
      Er reckte das Kinn ein paar Millimeter vor. »Neunzehn.«
      Ich hätte eher auf Fünfzehn getippt, aber ich kenne mich mit Arabern nicht so gut aus. »Haben Sie Gepäck?«
      »Zwei Taschen.«
      Ich ging voraus zur Gepäckausgabe, schnappte mir seine beiden Taschen und zog sie auf den Rollen hinter mir her aus dem Gebäude, über die Abholspur bis zum Parkdeck. Nachdem ich meinen Fahrgast auf dem Rücksitz verstaut hatte, stürzte ich mich in das Verkehrschaos.
      Nach ein paar Minuten zentimeterweisen Vorwärtskriechens wurde Fahed nervös. »Was ist los?«
      »Zu viele Autos.«, sagte ich. »Nicht genug Straßen.«
      »Dann unternehmen Sie was.«
      Ich sah ihn im Rückspiegel an. »Und an was hatten Sie gedacht?«
      »Weiß nicht. Machen Sie einfach irgendwas. Fahren Sie einfach los.«
      »Das ist kein Hubschrauber. Ich kann nicht einfach losfahren.«
      »Na gut«, sagte er. »Ich habe eine Idee. Wie wär's hiermit?«
      »Womit?«
      »Hier.«
      Ich drehte mich um und sah ihn an. »Was soll das?«
      Er wedelte mit seinem Piepmatz und lächelte.
      Toll. Ein fünfzehnjähriger sexbesessener, exibitionistischer Scheich.
      »Soll ich Ihnen damit etwas vorzaubern?« sagte er.
      »Nicht in meinem Auto. Stecken Sie ihn wieder in die Hose, sonst erzähl ich das Ihrem Vater.«
      »Mein Vater wäre stolz auf mich. Schauen Sie doch mal, wie gut bestückt ich bin. Ich hab ein Ding wie ein Pferd.«
      Ich zog ein Messer aus meiner Umhängetasche und ließ es aufspringen. »Ein Schnitt und Sie haben ein Ding wie ein Hamster.«
      »Amerikanische Nuttenschlampe!«
      Ich verzog das Gesicht...

Janet Evanovich: Vier Morde und ein Hochzeitsfest

 

Einen eher anthropologischen Hinweis bekommen wir von Buddy Giovinazzo. Er verweist darauf, welch merkwürdige Geburtstagsgeschenke sich die Kids in den verlorenen Straßen von New York machen:

 

 

Broken Street   Während Ray bei der Bank auf uns wartete, brachten Winston und Ernerst mich zu dem Ziegelbau mit den Duschen am Ende der Courts; es war die dunkelste und ruhigste Ecke. Auf einem Taschenspiegel formte Winston ein paar Lines Koks, und Ernest Blicke wanderten durch die Gegend, als erwartete er jemand. Angesichts des stechenden Geruchs von Pisse und Kotze fragte ich mich, wie viele Penner hier schon gehaust haben mochten. Ich fragte mich auch, was wir hier verloren hätten, völlig unnötig, so weit zu gehen, um Koks zu sniffen. Plötzlich tauchte jemand hinter dem Ziegelbau auf und kam auf uns zu. Ich sah, dass es ein Mädchen war. Eine, die ich aus der Schule kannte, ein paar Jahre älter als ich. Sie hieß Marina ... Marina Ramos. Ich hatte sie in den Pausen immer beobachtet, als ich in der sechsten Klasse war. Ein schlankes, hübsches Mädchen mit langem schwarzen Haar und Mandelaugen, gewöhnlich trug sie hautenge Jeans und hatte immer eine Gruppe Jungens im Schlepptau. An diesem Abend trug sie ein helles, kurzes Kleid, das ihren Körper locker wie eine Toga umspielte.
      Sie kam direkt auf uns zu, Winston stellte mich vor und sie sagte hallo. Ernest kicherte. Winston reichte ihr eine zusammgerollte Dollarnote und hielt ihr den Spiegel hin. Blitzschnell beugte sie den Kopf herunter und zog sich den Koks rein, wie ein Adler, der seine Beute reißt. Dann drückte sie ihre Nasenflügel zusammen. Winston hielt mir den Spiegel hin, und nachdem ich meine Lines gefunden hatte, verfuhr ich genauso. Ernest und Winston snifften ihren Teil, und danach ließ Winston den Speigel in seine Tasche gleiten und ging zusammen mit Ernest zurück zu den Courts. Beim Weggehen sangen beide "Happy Birthday".
      Völlig verwirrt stand ich da, und als ich mich umdrehte, lächelte mich Marina amüsiert an.
      Sie nahm mich an die Hand und führte mich hinter den Ziegelbau. Leere Büchsen und Flaschen klapperten gegen unsere Füße, und unter unseren Sohlen knirschte zersplittertes Glas. Hinten in meinem Hals schien ein Wasserhahn zu tropfen, doch es gelang mir nicht, ihn abzustellen.
      Marina verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Wand. Ich spürte, wie ihre Augen mich im Dunkeln herausfordernd ansahen. Ich stand da, verlegen und verwirrt, hatte keine Ahnung, was sie von mir erwartete. Sie machte einen Schritt nach vorn und fragte: »Warum kommst du nicht ein bisschen näher?« Dann schlang sie ihre Arme um meinen Nacken und küsste mich heftig auf den Mund. Ich erstickte fast an ihrer Zunge, die jetzt in meinen Mund eindrang, und konnte die Zigaretten in ihrem Atem schmecken; es war ein süßlicher Mentholgeschmack. Ich fing mich wieder und versuchte nun, sie meinerseits zu küssen, doch ihre Zunge wollte nicht weichen. Wie Peitschenschläge durchzuckten heiße Blitze meinen Körper, mein Gehirn raste, und alles konnte gar nicht schnell genug gehen. Ich umarmte sie ganz fest, drängte mich an ihre Hüfte und stieß sie dabei von der Zementwand weg. Sie aber legte ihre Hände auf meine Brust und versetzte mir einen kleinen Stoß.
      Sie machte einen Schritt zur Seite und ging in die Knie. Noch ehe sie auf dem Boden kniete, hatte sie mir bereits die Hose bis zu den Knöcheln heruntergezogen. Noch nie hatte eine Frau meinen Schwanz berührt, und als sie ihn in den Mund nahm, jaulte ich auf - ich hoffe nicht, dass ich es tat, aber ich weiß, dass ich irgendeinen Laut von mir gab. Mit einem gewissen Lächeln sah sie hoch zu mir und fing an, mir einen runterzuholen, vor und zurück, ihre andere Hand umschloss dabei meine Eier. Ich schloss die Augen und kippte langsam vornüber, hielt mich aber im letzten Moment an der Wand fest, um nicht umzufallen; ich bin sicher, wäre ihr Mund nicht so beschäftigt gewesen, hätte sie laut aufgelacht.
      Nachdem es ein paar Minuten so gelaufen war, zog sie sich langsam zurück, stand auf und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. Ich wollte aufschreien. Ohne ein Wort zu sagen, drehte sie sich um und senkte den Kopf, nahm ihr Haar zusammen und hielt es zur Seite. Fast im selben Augenblick warf sie mir über die Schulter einen Blick zu und sagte: »Nun?« Ich zog den Reißverschluss ihres Kleides herunter bis zur Taille, und sie ließ es vom Körper zu Boden gleiten. Dann drehte sie sich zu mir um.
      Ihre Nippel waren fest und zeigten auf mich wie Finger, ihre Brüste überzog eine Gänsehaut. Ich war drauf und dran, sie zu berühren, aber sie wehrte mich mit ihren Händen ab. Ehe ich protestieren konnte, glitt ihr Slip zu Boden, um wie eine Pfütze Milch zu ihren Füßen liegen zu bleiben. Ihre Beine waren lang, dünn und ihre Schamhaare kurz geschnitten.
      Neben dem Ziegelbau lag, von mir bisher völlig unbemerkt, eine alte, schmutzige Matratze; aufgeschlitzt, angebrannt und fleckig, wartete sie auf uns. Jeder Gedanke an Hygiene verflüchtigte sich, als Marina auf sie zusteuerte. Meine Hose um die Knöchel, folgte ich ihr watschelnd wie ein Pinguin. Sie legte sich auf den Rücken und sah hoch zu mir. Und lächelte wieder. Ich kniete mich zwischen ihre gespreizten Beine und bewegte mich langsam vorwärts, bis wir einander in die Augen sahen. Sie nahm ihn in die Hand und rieb ihn sanft gegen ihren Busch - sie überließ nichts dem Zufall -, bis sich plötzlich, auf magische Weise, ein geheimer Durchgang in ihr öffnete, der mir Stück für Stück die Passage erlaubte. Als würde ich in einen Becher mit warmen Gelee gleiten, so fühlte es sich an, nur fester als Gelee. Eher wie Pudding.
      Ich ließ mich gehen, und zehn Sekunden später war's vorbei. Ich fiel auf sie drauf, mein ganzes Gewicht drückte uns herunter auf die quietschenden Sprungfedern, und ich roch den verschimmelten Bezug und ihren Schweiß. Ich küsste sie auf die Wange und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich liebe dich.«

Buddy Giovinazzo: Broken Street

 

Zwei Beiträge zu unserer kritischen Diskussion stammen aus Dänemark. Damit Sie auch wirklich merken, dass wir uns dem Thema rein sachlich nähern, zunächst ein beachtenswerter Hinweis zum Thema Flugangst:

 

Ohne sicheres Wissen   Ich erinnere mich daran, wie ich nach Thailand geflogen bin, um über den Putsch zu berichten. Mitten in der Nacht wachte ich auf, weil die Frau neben mir mich rüttelte. Wir flogen am Rande einer Gewitterfront, und die Erschütterungen waren ziemlich stark.
      »Entschuldigung«, sagte sie. »Aber ich hab solche Angst vorm Fliegen.«
      »Das ist völlig in Ordnung«, sagte ich.
      »Macht es Ihnen etwas aus? fragte sie und behielt ihre Hand auf meinem Arm.
      Draußen war es Nacht. Es war vollkommen still in der Kabine. Die meisten schliefen.
      Ich sah sie an.
      »Nein«, sagte ich.
      Sie sah mir tief in die Augen und sagte:
      »Du hast gelächelt, als du geschlafen hast. Woran hast du gedacht? Hast du an mich gedacht?« Sie flüsterte. Und ich spürte, wie ihre Finger meinen Arm streichelten.
      »Ich glaube«, sagte ich leise, »daß ich gesehen habe, wie sich deine Strümpfe am Köchel kräuselten, und jetzt sitze ich hier und denke an dieses Stück nackte, weiße Haut, das ich nicht sehen kann.«
      Sie schlug ihre Beine übereinander.
      »Willst du es gerne sehen?«, fragte sie.
      Die Maschine wurde heftig geschüttelt, und durch mein Hemd hindurch konnt ich ihre Nägel spüren. Dann gingen die Erschütterungen in ein schwaches, gleichmäßiges Rumpeln über, und ihr Griff entspannte sich. Sie zog ihre Hand weg und begann diskret, ihr Kleid aufzuknöpfen. Nach dem letzten Knopf fiel die eine Hälfte des Kleides zur Seite, und ich konnte den Rand des Strumpfes und einen schmalen, weißen Streifen ihres Schenkels sehen. Sie war durchnäßt von Feuchtigkeit, und an der Innenseite ihrer Schenkel hatte sie ein saftiges, glänzendes Viereck.
      »Rede weiter«, sagte sie.
      Und ich sprach leise zu ihr, mit einer Hand zwischen ihren Beinen. Ich spürte, wie Blut in meine Wangen stieß. Meine Stimme war mehrmals kurz davor wegzubleiben, während wir weiter durch die Dunkelheit polterten. Sie saß unruhig in ihrem Sitz. Ihre Nägel bohrten sich in meinen Arm, und als wir durch eine Serie von Luftlöchern fielen, stieß sie eine Reihe von Seufzern aus. Sie konnte sich gerade noch besinnen, ihre Schreie wie ein Aufkreischen beim Fallen der Maschine klingen zu lassen. Ihre andere Hand lag in meinem Schoß und knetete wirkungsvoll, bis sie es zwischen ihren Fingern zucken fühlte und den kleinen nassen Fleck spürte. Weiter vorn in der Maschine schrien ein paar Passagiere auf. Einige Handgepäckfächer klappten herunter. Mehrere Passagiere wurden durch die Erschütterungen unsanft geweckt.
      Sie rutschte auf ihrem Sitz hin und her. Schließlich kam sie zur Ruhe. Sie löste den Griff um meinen Arm, in den sie ihre Nägel gegraben hatte.
      »Entschuldige bitte«, sagte sie.
      »Das macht nichts«, sagte ich.

Michael Larsen: Ohne sicheres Wissen

 

Michael Larsen weiß nicht nur, wie man sich in den Wolken zu benehmen hat. Er hat auch ein paar gute Tips für uns Armselige, die wir uns vor lauter Flugangst nicht nach oben trauen:

 

Im Zeichen der Schlange       In Gedanken blätterte Annika eine Seite in einem alten Buch über die Anatomie des Menschen um. Sie legte die Hände auf Mikes Hintern. Ließ einen Finger um den Anus kreisen. Massierte den Ausgang. Sie erinnerte sich an ihre Zeit als Medizinalassistentin, als entsezte Freundinnen sie konsultiert hatten, aus Angst, daß ihre jeweiligen Partner bisexuell waren. Nicht immer hatte sie ihr Wissen sofort mit ihnen geteilt. Ab und zu hatte sich sich aus Spaß entsetzt die Hände vors Gesicht geschlagen und ihnen gesagt, daß sie persönlich schon lange einen solchen Verdacht gehegt habe.
      Die Gegend zwischen Anus und Hodensack ist ausgesprochen reizempfindlich bei Männern. Ein Druck zwischen Hodensack und Anus verhilft ihnen oft zu einer schnelleren Erektion, und Stimulation an dieser Stelle bereitet ihnen häufig ganuso große Lust wie die Einwirkung auf das Sexualorgan selbst. Vermutlich ist es der Einfluß tiefliegender Nevernenden, denn die Schleimhäute des Anus selbst sind nicht besonders reizempfindlich. Als Annika merkte, daß Mike sich dem Höhepunkt näherte, schob sie den obersten Teil des Fingers in ihn hinein, aber als er kam, spürte sie es fast nicht. Nur die Kontraktionen der Ringmuskulatur um ihren Finger.

Michael Larsen: Im Zeichen der Schlange

 

Herzlichen Dank für den Hinweis.
Einen bedenkenswerten Gedanken, warum sich Frauen und Männer in puncto Eifersucht unterscheiden, liefert uns Jerry Oster:

 

Versuchung in Rot    »Du hattest eine Menge Freundinnen plus eine Frau, und ich bin immer noch nicht eifersüchtig.«
       »Wissen Sie auch, warum das so ist?«
       »Weil ich ein gefestigter Mensch bin?«
       »Das liegt daran, dass Sie eine Frau sind.«
       »Kommt jetzt wieder diese Orgasmus-Sache?«
       »Genau.«
       »Oh, Gott, nicht die Orgasmus-Sache. Das ist so simpel.«
       »Leicht für Sie zu sagen. Sie haben sie.«
       »Orgasmen?«
       »Multiple Orgasmen.«
       »Jetzt habe ich sie nicht.« Nora lachte.
       »Aber Sie haben.«
       »Ich habe sie nicht jetzt.«
       »Aber Sie haben. Geben Sie's doch zu.«
       »Ich gestehe.«
       »Genau.«
       »Aber es bleibt schrecklich simpel. Weil ich multiple Orgasmen habe, werde ich nicht eifersüchtig?«
       »Nicht nur Sie. Es geht nicht nur um Sie. Es geht um alle Frauen. Ein Mann hat einen Orgasmus, und damit ist die Sache für ihn eine ganze Weile erst mal erledigt. Manchmal nur für Stunden, häufiger einen Tag. Manchmal für Tage.«
       »Jesus. Du bist kein besonders potenter Kerl.«
       »Selbst wenn er von einer Frau zur anderen zieht, kann er nichts mit ihr machen, wenn er was mit der Ersten gemacht hat.«
       »Wie putzig.«
       »Eine Frau kann einen Mann vögeln, kommen, sich anziehen, zur nächsten Tür gehen, einen anderen Mann vögeln, kommen, sich anziehen, um den Block gehen, einen anderen Mann vögeln, kommen...«
       »Okay, okay. Ich hab's verstanden.«
       »Also, da muss man doch eifersüchtig werden?«
       »Ich habe verstanden.«

Jerry Oster: Versuchung in Rot

 

Von "peinlichem Gefummele" und der Nervosität britischer Kriminalbeamter in der ersten Nacht weiß Ian Rankin zu berichten:

 

Verborgene Muster        Als der Wein ausgetrunken und vom Kaffee nur noch eine halbe Tasse übrig war, schlug einer von ihnen vor, ins Bett zu gehen. Sie lächelten sich verlegen an und gaben sich gegenseitig das rituelle Versprechen, dass sie gar nichts versprechen würden. Und nachdem dieser Vertrag wortlos eingegangen und unterzeichnet war, gingen sie ins Schlafzimmer.
       Es fing alles ganz gut an. Schließlich waren sie erwachsene Menschen und hatten dieses Spiel schon zu oft gespielt, um sich von ein bisschen peinlichem Gefummele beirren zu lassen. Rebus war beeindruckt von ihrer Gelenkigkeit und ihrem Erfindungsreichtum und hoffte, dass sie von ihm genauso beeindruckt wäre. Sie hob ihr Becken an, um ihm entgegenzukommen, auf der Suche nach der endgültigen, aber unerreichbaren Vereinigung.

Ian Rankin: Verborgene Muster

 

Daniel Woodrell aus dem Süden der Vereinigten Staaten warnt uns eindringlich vor den Lockrufen der Hillbilly-Schönheiten. Schwarze Magie und Sex - ein in der Tat verheerendes Gemisch:

 

Stoff ohne Ende        »Die Gartenlaube war leuchtend weiß gestrichen, und weil der Mond schien, konnte man einigermaßen sehen, nicht völlig deutlich, mehr wie ein einem Weichzeichner-Kunstfilm. Niagra ließ meine Hand los, ging ans Geländer und blickte zu Tararum hinüber.
       »Das ist mein Geheimversteck«, sagte sie.
       Sie stützte sich auf das Geländer und streckte sich, und die Shorts rutschten ihr den Arsch hoch; dann stellte sie sich in den flammenzüngelnden Stiefeln auf die Zehen, und die Shorts rutschten noch weiter hinauf und schoben sich wie eine Bikinischnur zwischen ihre Backen.
       Ich fiel auf die Knie und folgte ihnen.
       Ich umfaßte von hinten ihre Taille, öffnete die Shorts und riß sie mit einem Ruck auf die Knie runter. Sie trug einen weißen Schulmädchen-Slip aus Baumwolle, und ich zog ihn einfach beiseite und schob die Nase zwischen ihre Backen und die Zunge in ihren Busch. Ich drückte Niagra ein bißchen nach vorne, damit ich besser rankam, und als ich vielleicht sechsmal geleckt hatte, wurden ihr die Knie weich, sie stöhnte und sagte: »Ich bin noch Jungfrau.«
       Meine Antwort lautete: »Mmff.«
       »Ich muß mich hinlegen, Doyle. Meine Beine wollen nicht mehr.«
       Ich zog sie auf den Boden der Gartenlaube, und sie schob die Shorts und den Slip runter auf die Knie, und ich tauchte unter dem Klamottenknäuel durch und machte mich hungrig, hungrig, hungrig an ihre jungfräuliche Musch.
       Ich fühlte mich inspiriert. Sie war so voller Nektar, voll göttlichem Honig, ein Zaubertrank. Sie war das Lied, das mir immer vorgeschwebt hatte. Ich führte die Zunge wie Picasso den Pinsel - kurze, zarte Striche über die Klit und die Lippen, dann winzige, sanfte Kreise um den Glücksknopf, dann auf und ab. Ich schob ihr beide Hände unter den Hintern, wanderte damit umher, packte fest zu und hob sie hoch, um tiefer hineinzukommen. Die flammenzüngelnden Stiefel schlugen gegen den Holzboden, und es klang wie eine Urwaldtrommel, und in Tararum drosch jemand auf ein Klavier ein.
       »Oh, mach's mir«, sagte Niagra. »Mach's mir richtig schlimm.«
       Ich sog an ihrer Möse und fühlte mich entrückt und erleuchtet, nur daß ich einen Mordsständer hatte. Die Stiefel schlugen zum Klaviergeklimper, und als sie kam, schrie sie ein orgasmisches Halleluja.
       Ich kroch hervor und setzte mich schwer atmend auf.
       Niagra lag da und sah hinreißend aus, aufreizend und zauberhaft. Sie hatte die Augen geschlossen und zupfte sich mit den Fingerspitzen durch das Hemd die steifen Brustwarzen.
       »O Gott«, sagte sie. »So was Irres. Das war wirklich gut.«
       Ich kriegte kaum wieder Luft, und schwupp, so schnell ging das, verlangte meine eigene Natur nach ihrem Recht. Ich stand auf, posierte im hellen Mondschein in der weißen Gartenlaube und schnallte den Gürtel auf. Mein Spürhund schob die Schnauze ans Licht und wollte auf ihren brünetten Busch los.
       Niagra sah hoch, und dann verblüffte sie mich.
       »Was machst du da?« fragte sie. Augenblicklich und instinktiv wollte sie fliehen. Sie sprang auf, zog die Hose hoch und knöpfte sie zu. »Was bildest du dir ein, Doyle?«
       »Was ist denn in dich gefahren?«
       »So weit bin ich noch nicht«, sagte sie. »Fertig aus.« Sie trippelte rückwärts. »Es ist wichtig, daß ich Jungfrau bleibe.«
       »Das ist doch hoffentlich ein schlechter Scherz«, sagte ich.
       Sie biß sich auf die Unterlippe. Sie senkte den Kopf. Sie warf die Mähne zurück.
       »Ich muß nach allen Regeln der Kunst entjungfert werden«, sagte sie. »Ich mein's ernst mit der Magie, Doyle. Es muß um Mitternacht auf einem Freidhof geschehn.«
       »Hab ich dich nicht gewarnt?«
       »Ja, schon, aber hör zu. Ich muß auf dem Grabstein eines Heiden das Vaterunser rückwärts aufsagen und sieben Silberkugeln abfeuern, und dann...«
       Ich stürzte mich auf sie, aber sie huschte zur Seite und stiefelte die Stufen hinab, über den frischgemähten Rasen, auf den Wald zu. Ihr schimmernder Schopf verschwand im dunklen Dickicht.
       Niagra ließ mich am Boden zerstört im Schatten zurück, wachsweich vor unerfüllter Sehnsuch, kurz vor einem massiven Testosteronkoller.

Daniel Woodrell: Stoff ohne Ende

 

In der Tat - so was kann schwer aufs Gemüt schlagen!
Jerry Raine diskutiert das merkwürdig Balzverhalten im englischen Baustoffhandel! Nach einem längeren Exkurs über das rüde Liebesleben in Strafanstalten - den wir Ihnen hier leider vorenthalten müssen, damit wir am selbigen nicht teilhaben - schildert er in der folgende Szene zärtlich-schnäbelndes Miteinander:

 

Frankie Bosser kommt heim        »Es macht mich geil, wenn ich so viel über Sex rede. Du hättest nicht zufällig Lust, es mal mit mir auszuprobieren, oder? Nur, damit ich mal rausfinde, wie das ist.«
       Gator grinste. Er hatte sich schon gedacht, dass es dazu kommen würde. Armer, unbefriedigter Brian. Aber es war lange her, dass er selber eine Arschnummer geschoben hatte. Vielleicht wäre es ja ganz schön, es wieder mal zu probieren, hier draußen in der warmen Sonne, und die goldene Regel zu brechen, es niemals außerhalb des Knasts mit Männern zu treiben.
       »Okay« sagte er. »Aber ich will keine Küsse. So was mag ich nicht. Ganz besonders nicht mit deinem ätzenden Schnurrbart.«
       »Ich mag dich auch nicht küssen.«
       Gator nickte. »Aber wir brauchen ein bißchen Gleitmittel. Was können wir dafür nehmen?«
       Brian langte runter in seine Brotdose. Er ließ sie aufschnappen und holte zwei kleine Päckchen Margarine raus. »Ich hab die hier mitgebracht«, sagte er. »Die sind jetzt bestimmt schön weich.«
       »Das hast du die ganze Zeit geplant.«
       »Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe«, sagte Brian. »Ich hab mir immer gedacht, dass du mal der Erste sein würdest.«
       »Du wirst doch jetzt wohl nicht gefühlsduselig, oder?«
       Brian lachte. Dann holte er noch ein paar Kondome aus der Brotdose. »Ich glaube, die hier sollten wir auch besser benutzen«, sagte er.
       Gator stand auf und reckte sich. »In Ordnung«, sagte er. »Ich mach's dir zuerst. Auf geht's.«

Jerry Raine: Frankie Bosser kommt heim

 

to be continued...

 

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