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Ode an die befleckte Literatur

 

Von Gerd Friedrich Schill-, äh, Marenke und Jahann Wolfgang von Schmidt

 

I. EINLAUF IN ZWEI STROPHEN

Mörder, Schieber, Diebe, Luden treiben ihr verruchtes Spiel,
Schnelle Kohle heißt die Währung und ein Leben zählt nicht viel.
Fette Lebe Porsche Daimler, Sex und Koks bis einer winkt
Alles easy, alles prima - Pech wenn wer im Pool ertrinkt.

All die andern ziehen was Kurzes, Loser bis zum letzten Flop
Dealer voll mit Feindeskugeln schaffen's nicht zum Großen Job,
Abgemagert auf die Knochen liegen Leichen alles voll,
tief im Wald und in Kanälen, wo sie niemand finden soll.
Kleine Bosse, große Fische ackern für das bißchen Geld -
Riesenärger mit den Bullen, das ist Edes schöne Welt.

 

II. DIE BEFLECKNIS

Schon Kain seinen Bruder Abel dreist erschlug,
oder war's der andere, davon weiß ich nicht genug,
gleich - mit Details wollen wir uns nicht plagen,
in gequetschten Reimen steht es an danach zu fragen,
was ist der Kern des Pudels nur
in der Kriminal-Literatuhur.

 

III. DAS TAGWERK

Edgar P. war's mit seinem Detektiv,
der kühn die neue Gattung schief,
Dieben und Meuchelmördern aufzulauern,
und sie einzukerkern hinter Mauern.
Im Gefängnis, da gibt's nicht mal eine Kantine,
schales Wasser nur und Brot so trocken,
an Weihnachten vielleicht mal eine Apfelsine,
ansonsten nichts als Pest und Pocken.

Dann schickte Sir Arthur den Holmes ins Rennen,
dem Sherlock sollte das Pfeifchen brennen,
und mit Doc Watson die bösen Buben jagen,
und ihn auch nach Sex mal fragen.
Ob sie's je trieben ist nicht zu erfahren,
weil keine Experten zur Stelle waren.
Gleich - den Ripper sie zur Strecke brachten,
und wenn wir die ganz' Zeit dachten,
der Prinz war's wohl oder jemand aus dem Palast,
die beiden schickten einen andren in den Knast.
Ratzfatz - die Birne des unseligen Gesellen
wird vom Leib getrennt an delikaten Stellen
zur Freude der Henker in ihren finst'ren Kutten,
aber dann herrscht wieder Ruhe unter London's Damen.

Agatha Christie auch aus den schönen Engelland,
mit Miss Marple eine neue Heldin erfand.
Ihr Näschen steckt sie in all die fiesen Sachen,
die Aristokraten auf dem Land so machen.
Auf der Fuchsjagd trifft's den Earl inmitten der Brust,
der Schuss kam aus der Büchs' der Earlin, denn die ist voll Verdruß,
der Earl an der Zofe Busen zu laben sich erdreisten tat,
der Earlin aber der Ehe Pflicht verweigert hat.
Miss Marple, nun, vielleicht ist sie 'ne olle Kuh,
aber selbst die Earlin macht ihr kein X vors U,
in des Schlosses Bibliothek sie all die Verdächtigen sammelt,
mit gichtigem Finger auf die Böse zeigt bis diese stammelt:
"Na gut, ich war's. Ich gebe alles zu..."

Nun kennt Mrs. Christie nicht nur alte Frauen,
auch einen Belgier ­ Hercule Poirot, den alten Pfauen.
Es den Detektiv in seinem Leben viel umtrieb,
kennt alle Mörder in Europa, im Orient gar jeden Dieb,
um seine Hilfe bittet in aller Welt die Polizei,
nur ein Land kann auf ihn verzichten, das ist die Mongolei.

Erst Hashiell Dammit und dann Raymond Chandler,
erschrecken Verlage, Leser und die Händler.
Die Helden sind hartgesotten und voll ausgebufft,
ungerächt bleibt keine böse Tat, unverschoren kein einz'ger Schuft.
Einsam sie die Mächt' der Finsternis hetzen,
oft fliegen die Fäuste, manchmal nur die Fetzen.
Trotz Prohibition sie dem Allohol sind wohlgesonnen,
doch wie es sonst so steht mit fleischlichen Wonnen,
können wir Ihnen nicht sagen ob der Zensur:
Ist die Red' von Brüsten hier, dann nur vom Busen der Natur.

Zu preisen wär' noch der Macdonald Ross
und sein Namensvetter John.
Auch Margaret Millar ich vergaß,
von der Highsmith hier kein Ton.
Kurz: Wenn einer hier nicht wird genannt,
dann bloß, weil sich kein Reim drauf fand.

Nun wissen nicht nur alte Meister vom Bösen zu erzählen,
es gibt auch ein paar aktuelle, und die wollen wir auswählen:
Von der Mafia berichtet nicht nur der Ellroy James,
in Florida sitzt ein and'rer, das ist der Laurence Shames.
Dennis Lehane, der schreibt in schönen Boston,
Christopher G. Moore in Bangkok sitzt, das ist im Fernen Osten.
Im kalten Schottland gibt's bekanntlich sehr viel Regen,
aber auch den Ian Rankin, und das ist schon ein Segen.
Walter Satterthwait in die Tasten haut
in Kenia und in Santa Fé,
Pieke Biermann in Berlin sich traut,
und das liegt an der Spree.
In Düsseldorf Horst Eckert schreibt
über Bullen und Korruption,
Thomas Adcock sich in New York rumtreibt,
aber das wissen Sie ja schon.

In Frankreich wird zuviel gepafft,
behaupt' ich ganz kokett,
den Izzo hat's schon hingerafft,
und ebenso Manchette.

In Schweden ist's im Sommer immer hell,
die Sonne geht nie unter,
tief in der Nacht schreibt der Mankell,
und ist trotzdem putzmunter.
Nun stochern wir in der Lyrik Glut
und suchen nach ’nem "ö",
damit es sich auch schön reimen tut
auf Sjöwall und Wahlöö.

 

IV. HALBFINALE:

Meerjungfrauen singen und es zaudert der Lord,
die Leichenbeschauer ermitteln vor Ort,
Frau Kommissarin bringt noch schnell den Buben in'n Hort­
nur eines bleibt gleich: Am Anfang war Mord.

 

V. FINALE

Nun wollen wir sie nicht länger verdrießen,
und mit der Lyrik für heute schließen.
So mancher Witz hat wohl geklemmt,
doch wenn man ihn mit dem Kuhfuß stemmt,
am eig'nen Leib erfahren Sie ganz nebenbei
das segensreiche Wirken unserer kleinen Reimerei.

 

VI. ANMERKUNG DES HERAUSGEBERS:

Wer ruchlos behauptet, Autor dieser Vers' er sei,
dem drohen wir nicht mit dem Anwalt, der bekommt gleich Keilerei!

 

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